Hochtour
Zinalrothorn via Nordgrat
Zinalrothorn via Nordgrat
Zinalrothorn via Nordgrat
Zinal – Val d'Anniviers
-
Completed in
August 2024
Zinalrothorn via Nordgrat 4221m
Am Vortag steigen wir auf die Mountet Hütte von Zinal aus auf. Wir sind zu dritt unterwegs und starten früh, da wir uns heute - vor der großen Tour morgen - noch als Seilschaft einklettern wollen. Wir brauchen 3 Stunden für die 1300 Höhenmeter und 11 km bis zur Hütte, wo wir unsere Sachen deponieren und eine kurze Pause einlegen. Weiter geht es zum „Mammoth“ den wir am laufenden Seil übersteigen. Wir haben uns zu früh von einer Abkletterroute überzeugen lassen und haben so nicht die ganze Überschreitung gemacht, hatten aber nichtsdestotrotz eine schöne Tour bei strahlendem Sonnenschein. Nach dem Abendessen auf der Hütte und der Materialschlacht beim Rucksack packen, gehen wir auch schon schlafen – es soll früh losgehen.
Der Wecker klingelt um 2:30 Uhr, nach einem schnellen Frühstück geht es los. Die 400 Höhenmeter bis zum Gletscher bringen wir im Schein unsere Stirnlampen rasch hinter uns. Wir ziehen unsere Steigeisen an, seilen uns an und mit dem Pickel in der Hand marschieren wir auf den in der Dunkelheit vor uns liegenden Gletscher. Die Nacht ist Sternenklar und der Schnee unter uns dementsprechend fest. Den Spalten ausweichend geht es immer wieder steil bergauf. Wir suchen uns unseren Weg zum Einstieg des Nordgrat.
Als dieser weitere 600 Höhenmeter später vor uns erscheint, zögern wir – wir sind unsicher, welchen Weg uns auf den steilen Rücken hinauf führen soll. Wie wir es am Nachmittag feststellen sollten, übersehen wir hier eine steile Eisflanke, die auf einen ebenso steilen Firngrat hinauf führt. Stattdessen steigen wir weiter am Fuße des Grates auf, schlängeln uns durch den ein oder anderen Bergschrund und und Klettern, durch Schutt und Stein auf den Gratrücken. Wir verlieren hierbei Zeit, da unter unseren Steigeisen alles wegrutscht – wir müssen sehr vorsichtig sein, uns nicht gegenseitig mit hinabrutschenden Steinen zu treffen, noch dazu gibt es kaum Griffe zum festhalten. Wir schaffen es dennoch pünktlich zum Sonnenaufgang, um 6:00 Uhr am Einstieg unserer Route zum Zinalrothorn zu sein. Die Steigeisen und Pickel werden weggepackt und endlich geht es los. Die roten Gipfelspitzen, der rosa Himmel - die Stimmung ist so schön.
In den ersten Sonnenstrahlen des Tages klettern wir – am Anfang seilfrei, den Grat entlang. Im Gegensatz zu unserem vorherigen Abstecher, ist der Gneis nun fest. kaum, ein Stein wackelt, und es lässt sich schnell Vertrauen zum Fels aufbauen. Es geht einen ersten kleinen Turm hinauf, beim Abklettern überlegen wir das Seil anzulegen. Wir binden uns also ein und überwinden, steht’s mit einer mobilen Sicherung zwischen uns (wir haben ein paar Friends und viele Schlingen für Felsköpfe dabei) die kommenden Kletterstellen. Ab und zu sichern wir eine Stelle mit HMS ab, alles läuft reibungslos – wenn auch nicht übermäßig schnell.
Es folgen das „ Rasiermesser“ – eine zackige, scharfe Schuppe, die ist zu überklettern gilt, der Eselsrücken (erinnert uns stark an den Reitergrat im Alpstein) und zwei größere Felstürme, die sich wie Rampen aus dem Grat emporragen. Das letzte Stück zu dem so nah erscheinenden Gipfelkreuz zieht sich. Mir geht hier oben auf fast 4200 m ganz schön die Puste. Ich Spüre mein Herz fester erschlagen und bin allmählich erschöpft von dem anstrengenden und anspruchsvollen Aufstieg. Und ich habe großen Respekt vor dem Abstieg…
Als jedoch das Gipfelkreuz vor uns auftaucht, sind die Zweifel für einen kurzen Moment vergessen. 4221 Meter! Wir beglückwünschen uns zu diesem hart erkämpften Gipfelerfolg. Wir essen alles, was sich in unseren Rucksäcken befindet und im Nu auf und sehen uns nach den umliegenden Gipfeln um. Die Aussicht hier oben ist unglaublich. Man sieht direkt auf das freistehende Matterhorn, die Dufourspitze und das Weisshorn. Nach den obligatorischen Gipfelfotos und der neugewonnenen Riegel-Energie geht es nun an den Abstieg. Es ist 10:00 Uhr, wir sind somit noch gut in der Zeit.
Oh weh, dass alles wieder runter – denke ich mir. Ich versuche meine Gedanken beiseite zu schieben und mich auf das klettern zu konzentrieren. Abklettern Erfordert oft weniger Kraft, dafür aber mehr Präzision und Konzentration für jeden Griff und Tritt. Wieder am laufenden Seil legen Wir Sicherungen – in der Mitte wird umgeklippt und hinten alles wieder eingesammelt. Wenn vorne das Material ausgeht, wird ein Stand gebaut, nachgesichert und dann mit der Person mit dem eingesammelt Material plätze getauscht. So arbeiten wir uns Stück für Stück den Grat wieder zurück. Beim „Rasiermesser“ seilen wir uns ein Stück ab – besonders hier vergeht wieder einiges an Zeit.
Noch sieht das Wetter super aus – es sind nur wenige Wolken am Himmel – der Wetterbericht sagt gegen 13:00 Uhr jedoch einen kleinen Regenschauer voraus. Außerdem geht unter uns ein Steinschlag nach dem nächsten ab, da die Sonne das Eis schmilzt. Auch der Gletscher, den wir noch überqueren müssen, wird immer wärmer. Unter anderem aus diesen Gründen beginnt man Hochtouren so früh – schlichtweg, weil das Tourenrisiko am Berg im Laufe des Tages ansteigt. Wir lassen uns nicht aus der Ruhe bringen und Klettern konzentriert weiter. Griff für Griff. Tritt für tritt.
Endlich erreichen wir die Stelle, an der wir uns heute Morgen am Grad angeseilt haben. Ab hier legt sich die Kletterei wieder zurück. Wir nehmen das Seil wieder auf und Klettern seilfrei weiter ab. Das letzte Stück bis zum Firngrat ist noch mal besonders steil und vor allem der Einstieg auf den Firn fällt mir schwer. Ich habe das Gefühl, meine Steigeisen halten mich nicht auf dem blankeis und bin heilfroh, als ich den Firn unter den Füßen spüre. Wir folgen dem Grat auf die Eisflanke, welche wir heute Morgen übersehen hatten. Auch diesen Abschnitt bringen wir hinter uns und sind erleichtert, als wir wieder auf dem Gletscher stehen.
Wir bauen unsere Seilschaft also wieder auf und laufen – beziehungsweise rutschen – in dem weichen Schnee bergab. Zurück am Fuße des Gletschers sieht man uns allen die Erschöpfung an. Es ist 15:30 Uhr – wir sind nun seit über 12 Stunden in Bewegung – in der prallen Sonne, hungrig, durstig und körperlich sowie mental angestrengt. Wir kratzen noch einmal alle Reserven zusammen und steigen – erst im Geröllfeld, dann auf einem Kammweg die letzten 400 Höhenmeter ab. Um 16:30 Uhr – ja, das letzte Stück hat uns mit Pause ewig gebraucht – erreichen wir wieder die Mountet Hütte. Jetzt heißes Schuhe aus und Füße in den Teich. Und die 2 Stunden bis zum Abendessen durchhalten…
Zinalrothorn via Nordgrat 4221m
Am Vortag steigen wir auf die Mountet Hütte von Zinal aus auf. Wir sind zu dritt unterwegs und starten früh, da wir uns heute - vor der großen Tour morgen - noch als Seilschaft einklettern wollen. Wir brauchen 3 Stunden für die 1300 Höhenmeter und 11 km bis zur Hütte, wo wir unsere Sachen deponieren und eine kurze Pause einlegen. Weiter geht es zum „Mammoth“ den wir am laufenden Seil übersteigen. Wir haben uns zu früh von einer Abkletterroute überzeugen lassen und haben so nicht die ganze Überschreitung gemacht, hatten aber nichtsdestotrotz eine schöne Tour bei strahlendem Sonnenschein. Nach dem Abendessen auf der Hütte und der Materialschlacht beim Rucksack packen, gehen wir auch schon schlafen – es soll früh losgehen.
Der Wecker klingelt um 2:30 Uhr, nach einem schnellen Frühstück geht es los. Die 400 Höhenmeter bis zum Gletscher bringen wir im Schein unsere Stirnlampen rasch hinter uns. Wir ziehen unsere Steigeisen an, seilen uns an und mit dem Pickel in der Hand marschieren wir auf den in der Dunkelheit vor uns liegenden Gletscher. Die Nacht ist Sternenklar und der Schnee unter uns dementsprechend fest. Den Spalten ausweichend geht es immer wieder steil bergauf. Wir suchen uns unseren Weg zum Einstieg des Nordgrat.
Als dieser weitere 600 Höhenmeter später vor uns erscheint, zögern wir – wir sind unsicher, welchen Weg uns auf den steilen Rücken hinauf führen soll. Wie wir es am Nachmittag feststellen sollten, übersehen wir hier eine steile Eisflanke, die auf einen ebenso steilen Firngrat hinauf führt. Stattdessen steigen wir weiter am Fuße des Grates auf, schlängeln uns durch den ein oder anderen Bergschrund und und Klettern, durch Schutt und Stein auf den Gratrücken. Wir verlieren hierbei Zeit, da unter unseren Steigeisen alles wegrutscht – wir müssen sehr vorsichtig sein, uns nicht gegenseitig mit hinabrutschenden Steinen zu treffen, noch dazu gibt es kaum Griffe zum festhalten. Wir schaffen es dennoch pünktlich zum Sonnenaufgang, um 6:00 Uhr am Einstieg unserer Route zum Zinalrothorn zu sein. Die Steigeisen und Pickel werden weggepackt und endlich geht es los. Die roten Gipfelspitzen, der rosa Himmel - die Stimmung ist so schön.
In den ersten Sonnenstrahlen des Tages klettern wir – am Anfang seilfrei, den Grat entlang. Im Gegensatz zu unserem vorherigen Abstecher, ist der Gneis nun fest. kaum, ein Stein wackelt, und es lässt sich schnell Vertrauen zum Fels aufbauen. Es geht einen ersten kleinen Turm hinauf, beim Abklettern überlegen wir das Seil anzulegen. Wir binden uns also ein und überwinden, steht’s mit einer mobilen Sicherung zwischen uns (wir haben ein paar Friends und viele Schlingen für Felsköpfe dabei) die kommenden Kletterstellen. Ab und zu sichern wir eine Stelle mit HMS ab, alles läuft reibungslos – wenn auch nicht übermäßig schnell.
Es folgen das „ Rasiermesser“ – eine zackige, scharfe Schuppe, die ist zu überklettern gilt, der Eselsrücken (erinnert uns stark an den Reitergrat im Alpstein) und zwei größere Felstürme, die sich wie Rampen aus dem Grat emporragen. Das letzte Stück zu dem so nah erscheinenden Gipfelkreuz zieht sich. Mir geht hier oben auf fast 4200 m ganz schön die Puste. Ich Spüre mein Herz fester erschlagen und bin allmählich erschöpft von dem anstrengenden und anspruchsvollen Aufstieg. Und ich habe großen Respekt vor dem Abstieg…
Als jedoch das Gipfelkreuz vor uns auftaucht, sind die Zweifel für einen kurzen Moment vergessen. 4221 Meter! Wir beglückwünschen uns zu diesem hart erkämpften Gipfelerfolg. Wir essen alles, was sich in unseren Rucksäcken befindet und im Nu auf und sehen uns nach den umliegenden Gipfeln um. Die Aussicht hier oben ist unglaublich. Man sieht direkt auf das freistehende Matterhorn, die Dufourspitze und das Weisshorn. Nach den obligatorischen Gipfelfotos und der neugewonnenen Riegel-Energie geht es nun an den Abstieg. Es ist 10:00 Uhr, wir sind somit noch gut in der Zeit.
Oh weh, dass alles wieder runter – denke ich mir. Ich versuche meine Gedanken beiseite zu schieben und mich auf das klettern zu konzentrieren. Abklettern Erfordert oft weniger Kraft, dafür aber mehr Präzision und Konzentration für jeden Griff und Tritt. Wieder am laufenden Seil legen Wir Sicherungen – in der Mitte wird umgeklippt und hinten alles wieder eingesammelt. Wenn vorne das Material ausgeht, wird ein Stand gebaut, nachgesichert und dann mit der Person mit dem eingesammelt Material plätze getauscht. So arbeiten wir uns Stück für Stück den Grat wieder zurück. Beim „Rasiermesser“ seilen wir uns ein Stück ab – besonders hier vergeht wieder einiges an Zeit.
Noch sieht das Wetter super aus – es sind nur wenige Wolken am Himmel – der Wetterbericht sagt gegen 13:00 Uhr jedoch einen kleinen Regenschauer voraus. Außerdem geht unter uns ein Steinschlag nach dem nächsten ab, da die Sonne das Eis schmilzt. Auch der Gletscher, den wir noch überqueren müssen, wird immer wärmer. Unter anderem aus diesen Gründen beginnt man Hochtouren so früh – schlichtweg, weil das Tourenrisiko am Berg im Laufe des Tages ansteigt. Wir lassen uns nicht aus der Ruhe bringen und Klettern konzentriert weiter. Griff für Griff. Tritt für tritt.
Endlich erreichen wir die Stelle, an der wir uns heute Morgen am Grad angeseilt haben. Ab hier legt sich die Kletterei wieder zurück. Wir nehmen das Seil wieder auf und Klettern seilfrei weiter ab. Das letzte Stück bis zum Firngrat ist noch mal besonders steil und vor allem der Einstieg auf den Firn fällt mir schwer. Ich habe das Gefühl, meine Steigeisen halten mich nicht auf dem blankeis und bin heilfroh, als ich den Firn unter den Füßen spüre. Wir folgen dem Grat auf die Eisflanke, welche wir heute Morgen übersehen hatten. Auch diesen Abschnitt bringen wir hinter uns und sind erleichtert, als wir wieder auf dem Gletscher stehen.
Wir bauen unsere Seilschaft also wieder auf und laufen – beziehungsweise rutschen – in dem weichen Schnee bergab. Zurück am Fuße des Gletschers sieht man uns allen die Erschöpfung an. Es ist 15:30 Uhr – wir sind nun seit über 12 Stunden in Bewegung – in der prallen Sonne, hungrig, durstig und körperlich sowie mental angestrengt. Wir kratzen noch einmal alle Reserven zusammen und steigen – erst im Geröllfeld, dann auf einem Kammweg die letzten 400 Höhenmeter ab. Um 16:30 Uhr – ja, das letzte Stück hat uns mit Pause ewig gebraucht – erreichen wir wieder die Mountet Hütte. Jetzt heißes Schuhe aus und Füße in den Teich. Und die 2 Stunden bis zum Abendessen durchhalten…
Zinalrothorn via Nordgrat 4221m
Am Vortag steigen wir auf die Mountet Hütte von Zinal aus auf. Wir sind zu dritt unterwegs und starten früh, da wir uns heute - vor der großen Tour morgen - noch als Seilschaft einklettern wollen. Wir brauchen 3 Stunden für die 1300 Höhenmeter und 11 km bis zur Hütte, wo wir unsere Sachen deponieren und eine kurze Pause einlegen. Weiter geht es zum „Mammoth“ den wir am laufenden Seil übersteigen. Wir haben uns zu früh von einer Abkletterroute überzeugen lassen und haben so nicht die ganze Überschreitung gemacht, hatten aber nichtsdestotrotz eine schöne Tour bei strahlendem Sonnenschein. Nach dem Abendessen auf der Hütte und der Materialschlacht beim Rucksack packen, gehen wir auch schon schlafen – es soll früh losgehen.
Der Wecker klingelt um 2:30 Uhr, nach einem schnellen Frühstück geht es los. Die 400 Höhenmeter bis zum Gletscher bringen wir im Schein unsere Stirnlampen rasch hinter uns. Wir ziehen unsere Steigeisen an, seilen uns an und mit dem Pickel in der Hand marschieren wir auf den in der Dunkelheit vor uns liegenden Gletscher. Die Nacht ist Sternenklar und der Schnee unter uns dementsprechend fest. Den Spalten ausweichend geht es immer wieder steil bergauf. Wir suchen uns unseren Weg zum Einstieg des Nordgrat.
Als dieser weitere 600 Höhenmeter später vor uns erscheint, zögern wir – wir sind unsicher, welchen Weg uns auf den steilen Rücken hinauf führen soll. Wie wir es am Nachmittag feststellen sollten, übersehen wir hier eine steile Eisflanke, die auf einen ebenso steilen Firngrat hinauf führt. Stattdessen steigen wir weiter am Fuße des Grates auf, schlängeln uns durch den ein oder anderen Bergschrund und und Klettern, durch Schutt und Stein auf den Gratrücken. Wir verlieren hierbei Zeit, da unter unseren Steigeisen alles wegrutscht – wir müssen sehr vorsichtig sein, uns nicht gegenseitig mit hinabrutschenden Steinen zu treffen, noch dazu gibt es kaum Griffe zum festhalten. Wir schaffen es dennoch pünktlich zum Sonnenaufgang, um 6:00 Uhr am Einstieg unserer Route zum Zinalrothorn zu sein. Die Steigeisen und Pickel werden weggepackt und endlich geht es los. Die roten Gipfelspitzen, der rosa Himmel - die Stimmung ist so schön.
In den ersten Sonnenstrahlen des Tages klettern wir – am Anfang seilfrei, den Grat entlang. Im Gegensatz zu unserem vorherigen Abstecher, ist der Gneis nun fest. kaum, ein Stein wackelt, und es lässt sich schnell Vertrauen zum Fels aufbauen. Es geht einen ersten kleinen Turm hinauf, beim Abklettern überlegen wir das Seil anzulegen. Wir binden uns also ein und überwinden, steht’s mit einer mobilen Sicherung zwischen uns (wir haben ein paar Friends und viele Schlingen für Felsköpfe dabei) die kommenden Kletterstellen. Ab und zu sichern wir eine Stelle mit HMS ab, alles läuft reibungslos – wenn auch nicht übermäßig schnell.
Es folgen das „ Rasiermesser“ – eine zackige, scharfe Schuppe, die ist zu überklettern gilt, der Eselsrücken (erinnert uns stark an den Reitergrat im Alpstein) und zwei größere Felstürme, die sich wie Rampen aus dem Grat emporragen. Das letzte Stück zu dem so nah erscheinenden Gipfelkreuz zieht sich. Mir geht hier oben auf fast 4200 m ganz schön die Puste. Ich Spüre mein Herz fester erschlagen und bin allmählich erschöpft von dem anstrengenden und anspruchsvollen Aufstieg. Und ich habe großen Respekt vor dem Abstieg…
Als jedoch das Gipfelkreuz vor uns auftaucht, sind die Zweifel für einen kurzen Moment vergessen. 4221 Meter! Wir beglückwünschen uns zu diesem hart erkämpften Gipfelerfolg. Wir essen alles, was sich in unseren Rucksäcken befindet und im Nu auf und sehen uns nach den umliegenden Gipfeln um. Die Aussicht hier oben ist unglaublich. Man sieht direkt auf das freistehende Matterhorn, die Dufourspitze und das Weisshorn. Nach den obligatorischen Gipfelfotos und der neugewonnenen Riegel-Energie geht es nun an den Abstieg. Es ist 10:00 Uhr, wir sind somit noch gut in der Zeit.
Oh weh, dass alles wieder runter – denke ich mir. Ich versuche meine Gedanken beiseite zu schieben und mich auf das klettern zu konzentrieren. Abklettern Erfordert oft weniger Kraft, dafür aber mehr Präzision und Konzentration für jeden Griff und Tritt. Wieder am laufenden Seil legen Wir Sicherungen – in der Mitte wird umgeklippt und hinten alles wieder eingesammelt. Wenn vorne das Material ausgeht, wird ein Stand gebaut, nachgesichert und dann mit der Person mit dem eingesammelt Material plätze getauscht. So arbeiten wir uns Stück für Stück den Grat wieder zurück. Beim „Rasiermesser“ seilen wir uns ein Stück ab – besonders hier vergeht wieder einiges an Zeit.
Noch sieht das Wetter super aus – es sind nur wenige Wolken am Himmel – der Wetterbericht sagt gegen 13:00 Uhr jedoch einen kleinen Regenschauer voraus. Außerdem geht unter uns ein Steinschlag nach dem nächsten ab, da die Sonne das Eis schmilzt. Auch der Gletscher, den wir noch überqueren müssen, wird immer wärmer. Unter anderem aus diesen Gründen beginnt man Hochtouren so früh – schlichtweg, weil das Tourenrisiko am Berg im Laufe des Tages ansteigt. Wir lassen uns nicht aus der Ruhe bringen und Klettern konzentriert weiter. Griff für Griff. Tritt für tritt.
Endlich erreichen wir die Stelle, an der wir uns heute Morgen am Grad angeseilt haben. Ab hier legt sich die Kletterei wieder zurück. Wir nehmen das Seil wieder auf und Klettern seilfrei weiter ab. Das letzte Stück bis zum Firngrat ist noch mal besonders steil und vor allem der Einstieg auf den Firn fällt mir schwer. Ich habe das Gefühl, meine Steigeisen halten mich nicht auf dem blankeis und bin heilfroh, als ich den Firn unter den Füßen spüre. Wir folgen dem Grat auf die Eisflanke, welche wir heute Morgen übersehen hatten. Auch diesen Abschnitt bringen wir hinter uns und sind erleichtert, als wir wieder auf dem Gletscher stehen.
Wir bauen unsere Seilschaft also wieder auf und laufen – beziehungsweise rutschen – in dem weichen Schnee bergab. Zurück am Fuße des Gletschers sieht man uns allen die Erschöpfung an. Es ist 15:30 Uhr – wir sind nun seit über 12 Stunden in Bewegung – in der prallen Sonne, hungrig, durstig und körperlich sowie mental angestrengt. Wir kratzen noch einmal alle Reserven zusammen und steigen – erst im Geröllfeld, dann auf einem Kammweg die letzten 400 Höhenmeter ab. Um 16:30 Uhr – ja, das letzte Stück hat uns mit Pause ewig gebraucht – erreichen wir wieder die Mountet Hütte. Jetzt heißes Schuhe aus und Füße in den Teich. Und die 2 Stunden bis zum Abendessen durchhalten…